Nötig ist ein Airbrush für den Modellbau nicht. Aber praktisch.
Bei mir ist grundsätzlich kein Stück Plastik ohne mattem Farbauftrag zu sehen, nicht einmal der winzigste Fenstersims. Lediglich die Fensterrahmen selbst lasse ich Plastik sein: Entweder sind sie es ja tatsächlich, oder sie sind mit leicht glänzendem Lack gestrichen.
Normalerweise baue ich ein Häuschen grob und soweit wie möglich zusammen, um es dann im Stück zu besprühen. Bei Pola und den meisten Faller-Bausätzen geht das gut, weil hier Simse usw gleich auf dem Rohling sind. Bei Vollmer-Häuschen raufe ich mir die Haare: Jedes Fenster besteht aus 5 verschiedenfärbigen Teilen, die man noch dazu nicht auf dem Spritzling lassen kann, weil beim Herausschneiden wieder offene Stellen an gut sichtbaren Bereichen (zb ganz oben) auftauchen würden. Nimmt man sie vorher raus, muss man die kleinen Teilchen festkleben weil sie vom Airbrusch-Wind verweht werden. Ganz zu schweigen, dass man die Bauanleitung gut im Kopf halten sollte.
Das Schöne beim Farbauftrag mit dem Airbrush ist, dass Details oder Ritzen nicht zugeschmiert werden, und dass insgesamt weit weniger Farbauftrag nötig ist.. Dadurch bleiben Details weit besser erhalten und können später besser nachgearbeitet werden – auch deswegen, weil Farbe jetzt weit besser hält.
Großflächige Farbaufträge und leichte Verläufe sind natürlich überhaupt die Stärke des Airbrush: Hausmauern, Dächer, Straßen, aber auch Bäume.
Braucht man scharfe Kanten, muss abgeklebt werden – das ist zwar Arbeit, aber sicher. Etwas gefährlich ist, dass man das Gefühl für Kontraste verliert, weil man ja auch auf der Abdeckung Verläufe hat. Das kann zu bösen Überraschungen führen, wenn man die Abdeckung entfernt.
„Halbharte Kanten“ sind übrigens sehr schwierig: die Abdeckung muss etwas erhöht sein, darf aber nicht flattern. Oder: man lässt sie kontrolliert flattern, das ist aber absoluten Profis vorbehalten; nicht mal ich kann das.
Feines Arbeiten ist mit einem Airbrush weniger möglich, hier ist Pinsel oder Buntstift angesagt.
Das allerbilligste Zeug macht Frust – oder Lust: auf besseres. Das Nobelmodell muss es aber auch nicht sein, die feinen Düsen verstopfen schnell, dann gibt’s Ärger. Speziell weiße Farbe geht (wenn deckend) kaum mit kleinen Düsen. Die mittleren Modelle verkraften da mehr und sind pflegeleichter.
Kriterium 1: Wie wird die Farbe zugeführt. „Sauger“ haben einen relativ großen Farbbehälter an der Unterseite, die Farbe wird nach oben gesaugt. Man muss bedenken: Es bleibt immer ziemlich viel Farbe im Tank, wenn der Airbrush schon nur mehr Luft ansaugt. Und es ist relativ viel Druck nötig, um die Farbe überhaupt mal nach oben zu bekommen. Wenig Farbe – kleine Teile? Eher nicht.
Wird die Farbe von oben zugeführt, gibt es ein banales Problem: Sie läuft manchmal unkontrolliert aus, überhaupt, wenn der Behälter oben offen ist: Wo ist schon oben, wenn man das Teil nach unten hält. ;-) Aus dem zarten Schwarz-Stauber wird ein dicker Patzen, den man kaum mehr wegbekommt.
Dafür arbeiten die Pinsel in einem sehr weiten Druck-Bereich, womit sie auf für feine Arbeiten geeignet sind.
Irgendein ein Teil muss den Wind ja machen. Die Druckluft-Dose macht nur wenig Spass: Der Einweg-Druckregler lässt sich kaum justieren, bevor die Luft schon draußen ist. Gratis-Luft auf Dauer macht hingegen ein elektrischer Kompressor.
Vaters Autolackierer-Kompressor lässt einem den Airbrush um die Ohren fliegen, besser sind Geräte, bei denen sich der Druck fein zwischen 0.3 und 3 Bar regeln lässt. Zur Not sollte er 5 Bar hergeben, dann kann man ihn auch gleich zum Reinigen den Computers verwenden...
Nicht unwichtig ist der Druckkessel: ist er zu klein, kommt die Luft stoßweise. Wer sich länger damit befassen will, sollte nicht in den Gehörschutz, sondern in ein leises Gerät investieren.
Mein Kompressor ist so leise, ich dass oft tagelang vergesse, ihn auszuschalten. Das ist kein Drama: Der Druckkessel ist so groß und alles so dicht, dass er sich nur alle paar Stunden für wenige Sekunden einschaltet, um den Druck wieder aufzubauen.
Nicht unwichtig: Die Verbindungsstücke sind kaum genormt. Das kann die Freude am „gleich loslegen“ etwas dämpfen.